Maja Beutler, geboren am 8. 12. 1936 in Bern, wo sie auch aufgewachsen ist. Besuch der Dolmetscherschule in Zürich, Diplom 1957. Studienaufenthalte in Frankreich, England, Italien. Hausdolmetscherin eines Lebensmittelkonzerns, dann Kongressorganisatorin bei einem Zweig der Unesco in Rom. 1961 Rückkehr nach Bern; Heirat, drei Kinder. Ab 1964 freie Mitarbeiterin bei Radio International, ab 1974 bei Radio DRS. 1983/84 Hausautorin am Stadttheater Bern. Maja Beutler war Mitglied des Deutschschweizer PEN-Zentrums und des ADS (Autorinnen und Autoren der Schweiz, seit 2003). Sie lebte in Bern, wo sie am 13. 12. 2021 starb.
* 8. Dezember 1936
† 13. Dezember 2021
von Anna Stüssi
Essay
Maja Beutlers Erstling „Flissingen fehlt auf der Karte“ (1976) ist kein tastender Anfang, sondern eine Sammlung scharfsinnig gestalteter Sprachkunststücke. Thematisch schöpfen sie aus einfühlender Lebenserfahrung – Liebe, Mann und Frau, Kinder und Eltern, Altwerden, Sterben –, das Brennglas der Darstellung treibt aus dem Alltag aber das Ungeheuerliche, bisweilen Groteske hervor. Meist manifestiert es sich in der Macht oder Ohnmacht der Sprache, im Misslingen der Verständigung, im bald hilflosen, bald verblendeten oder gar böswilligen Einsatz der Sprachmittel. Inneres und äußeres Gespräch klaffen auseinander, hingesprochene Bemerkungen der Nächsten oder der Zugriff der Amtssprache treiben das Individuum ins Verstummen. „Wortmuseum“, ein surrealer Text, schärft das Ohr für ...